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Sommerinterview - Fortsetzung 2

Sommerinterview - Fortsetzung 2

Veröffentlicht
14. November 2018

Verfasst von
Creative Arts Group

Tags
Evita | Allgemein | News 2018

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2011 - Evita

Die CAG wurde am 31.12.2010 als e.V. neu gegründet und machte sich damit selbstständig. Die ersten Jahre bis zu diesem Schritt haben wir in den letzten Ausgaben durchleuchtet. Heute unterhalten wir uns über das erste Projekt in der Selbstständigkeit. Neben dem Vorstand haben wir Catherine Roth eingeladen, die zwar bereits seit 2007 als Choreographin dabei war, aber beim ersten Projekt als e.V. auch maßgeblich an der Inszenierung beteiligt war.

CAG NEWS:
Wer kam auf die Idee, mit "Evita" an den Start zu gehen?

Timo White:
Als Nachfolgeprojekt zu "Joseph" lag "Evita" ja, wie bereits erzählt, seit 2009 als Alternative zu "Jesus Christ Superstar" vor. Von beiden war es mein persönlicher Favorit und bei der Vorgeschichte war auch ein wenig Trotz dabei.

Jörg Legens:
Ein wenig ist gut. Du wolltest Deinen Kopf durchsetzen. (lacht)

Timo White:
War ja auch völlig legitim, denn als wir den e.V. 2010 ins Leben gerufen hatten, musste ja ein Musical feststehen. Ich kannte die Musik auswendig, hatte eine Regisseurin gefunden und wusste, Catherine würde mich mit dem Tanz nicht im Stich lassen.

CAG NEWS:
Es gehört doch aber viel mehr dazu als nur die drei Bereiche, oder?

Timo White:
Richtig. Besonders die Administration lag eigentlich komplett auf meinen Schultern und das summierte sich im Laufe des Projektes immer mehr. Ich hatte da ein Monster geboren, das nicht aufhören wollte zu wachsen! (lacht)

CAG NEWS:
Du hast von einer Regisseurin gesprochen. Laut unseren Unterlagen waren aber Regie und Choreographie in einer Hand.

Catherine Roth:
Richtig! Es blieb mal wieder an mir hängen. (lacht) Nein, mal im Ernst. Wir hatten eine Lehrerin von der International School Düsseldorf, die gerne Regie machen wollte und auch beim Casting in der ersten Reihe saß. Alles war geplant und kurz vor der ersten Probe sprang sie ab.

Timo White:
Das war ziemlich gemein, da ich ihre Gründe bis heute nicht nachvollziehen kann. Man muss bedenken, dass wir bis dahin den ganzen Weg gemeinsam gegangen sind – die Stückanalyse, die Vereinsgründung, aber auch gemeinsam feiern gehen. Wir waren ein Team, aber kurz vor Ziel ließ sie die Bombe platzen, zuckte mit den Schultern und ging.

Jörg Legens:
Es hat nicht viel gefehlt und Timo hätte aufgehört, bevor es begann. Schließlich hatte er ja noch viele andere Baustellen. Weder Bühnenbau, noch Requisite oder Kostüme waren besetzt, aber die Schulaula am Geschwister-Scholl-Gymnasium war gebucht. Lauter Probleme, aber keine Lösungen.

Timo White:
Was sollte ich denn tun? Ich musste aus der Situation heraus eine Lösung herbeizaubern und die sah ich in Catherine. Wir trafen uns eines Abends bei ihr zu Hause in Krefeld und hatten die grobe Inszenierung innerhalb von zwei Stunden fertig.

Aurelle Pfeiffer:
Ich war auch ziemlich erleichtert, dass das Stück zumindest weitergeführt werden konnte, aber eigentlich sprach nichts dafür, dass wir es bis zur Aufführung schaffen würden. Wir hatten viel zu wenig Geld, keine Regie und selbst das vertraglich vorgeschriebene Orchester war nur zu einem Bruchteil besetzt.

Timo White:
Richtig, und ich schüttele noch heute den Kopf darüber, wie leichtfertig ich mit der Situation umgegangen bin. Irgendwer hat es aber gut mit mir gemeint und ich hatte auch dank vieler Teilnehmer ab Tag 1 das Gefühl, dass wir das als Team schaukeln würden. Wir hatten so viele hochmotivierte Leute. Ein Scheitern hätte ich ihnen auch nicht antun können.

CAG NEWS:
Das hört sich ja sehr väterlich an.

Timo White:
Mag sein, aber die, die zu CAG kommen, realisieren ja bis heute irgendwie einen Traum von mir. Ich mache das ganze ja nicht nur aus karitativen Zwecken, sondern weil es mir irgendwo auch Spaß macht. Ich glaube, dass darf es auch. Da man aber viel Zeit miteinander verbringt, sind einem die Leute aber auch wichtig. Sie sollen sich schließlich auch wohl fühlen.

CAG NEWS:
Wir hörten vom Orchester. Was war da dramatisch?

Timo White:
Durch unser Pausenjahr hatte ich keine Stammbesetzung, so wie wir es heute glücklicherweise haben. Ich hatte zu einem Orchester in Düsseldorf Kontakt gesucht, dessen Dirigent mir Musiker zusicherte. Ebenso wurden mir Musiker von der Schule versprochen, in der wir aufführen wollten. Ich habe mich leider zu lange auf die Aussagen verlassen, denn bekommen haben wir keinen einzigen. Der letzte Schwung Musiker kam im April dazu. Bis dato hatte ich lediglich ein Drittel besetzt und auch danach fehlte weiterhin ein Drittel, welches ich bis zur Aufführung leider nicht füllen konnte.

CAG NEWS:
Das muss sich recht seltsam angehört haben.

Timo White:
Jede Stimme im Orchester hat einen Zweck. Mal steht sie im Hintergrund, mal solistisch im Vordergrund. Wenn Stimmen fehlen, an denen sich ein Darsteller orientiert, muss an basteln. Das haben wir mit allen gut hinbekommen.

CAG NEWS:
Catherine, wir wissen, dass Du von der JHQ-Truppe Unterstützung bekamst.

Catherine Roth:
Korrekt. Die Hauptdarsteller waren aus einer feste Schauspieltruppe aus Mönchengladbach, die schon für viele Jahre zusammen auf der Bühne stand. Die CAG hatte damals noch alle Musicals auf Englisch gemacht, sodass das ideal passte. Sie haben mich mit ihrer Erfahrung sehr unterstützt und ich konnte mich mehr auf die Tänze konzentrieren.

Timo White:
Sie haben CAG ja nicht nur da unterstützt. Sie füllten, ohne dass man sie fragen musste, automatisch die Lücken in der Requisite und bei den Kostümen. Sie hatten ja einen eigenen Fundus, den wir schamlos nutzen konnten. Und das taten wir auch. (lacht) Plötzlich trug jeder Pelz auf der Bühne, wie es halt in den 1950er Jahren in bestimmten Kreisen üblich war.

Catherine Roth:
Das war schon eine sehr angenehme Zusammenarbeit.

Timo White:
Es gab auch Tiefen. Wie in jedem Projekt. Aurelle und ich hatten ja noch Geld in den Verein gesteckt und der Ticketverkauf schleppte. Logisch – neuer Verein, wenig Geld für Werbung und dann noch in englischer Sprache... Das war schwierig und irgendwann liefen uns die Kosten davon. Zudem wollte ich auch nicht unsere Premiere vor leeren Stühlen spielen.

Aurelle Pfeiffer:
Viele hatten damals auch nicht daran gedacht, dass die Zuschauer nicht von alleine kommen. Gerade in den ersten Jahren ist man mehr denn je auf Freunde und Bekannte angewiesen. Viele, die neu dabei waren, wollten sich natürlich nicht blamieren und wollten noch abwarten, bevor sie Tickets verkauften. Es hätte ja auch eine Blamage werden können.

Timo White:
Muss man so sehen. Das ist richtig. Es war aber keine und wir haben am Ende gut verkauft. Es war zwar nicht ausverkauft, aber wir waren zufrieden.

CAG NEWS:
Dann war ja viel Sorge umsonst.

Timo White:
Ein Projekt läuft nie ohne Sorge. "Evita" war schon anstrengend, zumal halt viel unterwegs improvisiert wurde. Die ersten Tickets wurden mit dem Laserdrucker gedruckt und mit der Guillotine geschnitten. Horror.

Aurelle Pfeiffer:
Du hast teilweise noch Emails bis nachts um 3 geschrieben.

Timo White:
Es ist unglaublich, mit wie wenig Schlaf man auskommen kann. Allerdings muss ich sagen, dass ich auch eine Warnung vom Arbeitgeber bekam, da in der letzten Phase meine Arbeit unter meinem Hobby gelitten hatte. Das war für mich der Warnschuss, denn so hätte es nie laufen sollen. Änderungen mussten herbei, die Leute mussten mehr selber machen.

Jörg Legens:
Die Abrechnung war auch noch recht aufwendig. Wir hatten kein Buchungssystem, sondern hatten alles in Exceltabellen vermerkt. Mit Formeln wurde errechnet, wann eine Rechnung überfällig war.

CAG NEWS:
Ihr habt die Tickets damals noch an der Abendkasse herausgegeben.

Timo White:
Man macht mit der Zeit so manchen Fehler, aber was mich da geritten hat, ist mir bis heute ein Rätsel. (lacht)

Aurelle Pfeiffer:
Die Tickets waren nach Namen sortiert am Empfang aufgestellt. Wir hatten aber zu wenige Leute dahinter, denn das Publikum kommt natürlich auf einmal, wodurch wir plötzlich endlose Schlangen an der Abendkasse hatten. Das war alles andere als professionell von uns und ich glaube, wir haben den einen oder anderen damit sehr sauer gefahren.

Timo White:
Sei es drum. Die Tickets waren mit 10 bis 12 Euro sehr kostengünstig und wir waren noch am Anfang und haben uns eine kleine blutige Nase geholt. Der Großteil der Zuschauer hatte aber Verständnis und nahm es mit Humor. Besonders meine Arbeitskollegen, die laut anmerkten, sie würden mich das erste Mal schwitzen sehen...! Auch nett.

CAG NEWS:
Ihr seid im Herbst erneut mit "Evita" auf die Bühne gegangen. Dieses Mal aber in Erkrath in einer Stadthalle. Ein gewaltiger Sprung. Wie kam es dazu?

Timo White:
Dass wir in einer Stadthalle spielen durften, haben wir Timo Kremerius aus Hochdahl zu verdanken, der uns bis 2013 begleitet hat. Mein Namensvetter macht seit vielen Jahren Benefizarbeit und unterstützt damit Menschen mit Multiple Sklerose oder Einrichtungen der Hephata. Ein Kerl mit dem Herzen am rechten Fleck.
Timo hat mich kurz nach der letzten Show angeschrieben. Er sah unser Potential und glaubte an uns. Er buchte die Halle und lud uns ein für eine Benefizveranstaltung, die wir dann im Oktober 2011 spielten.

CAG NEWS:
Hört sich doch eigentlich toll an.

Timo White:
Ist es auch – ohne "eigentlich". Wir haben uns getroffen und erst mal beschnuppert. Es war eigentlich eine lustige Zusammenarbeit, auch wenn wir vom Charakter sehr unterschiedlich sind. Am Ende war es aber wichtig, was für die gute Sache zu stemmen, und das haben wir sehr gut gemacht.

CAG NEWS:
Sind die Leute noch mal gekommen?

Timo White:
Es war ausverkauft, dabei gab es sogar noch mehr Plätze als in der Schule. Es sprach sich herum, dass da ein neuer Verein auf dem Weg war, der sich ein großes Werk vor die Brust nahm. Man hörte Gutes und Timo hat durch sein Netzwerk zusätzlich wahnsinnig Werbung gemacht. Das passte sehr gut und der Abend war vom Gefühl sogar fast besser als in Düsseldorf. Es war qualitativ auch eine Steigerung.

CAG NEWS:
Wärt Ihr ohne Timo Kremerius weiterhin in der Schule?

Timo White:
Ich glaube nicht, aber ich denke, ich hätte noch länger gebraucht, um den Mut aufzubringen, eine Nummer größer auszuprobieren.

Aurelle Pfeiffer:
Wir waren skeptisch, weil wir uns nun auch direkt verpflichtet haben, nicht nur die Kosten für die Halle zu tragen, sondern auch den Gewinn zu teilen. Hätten wir einen Verlust gemacht, wäre das zu unseren Lasten gegangen.

Jörg Legens:
Ich war dagegen und wollte auf Nummer sicher gehen. Finanziell waren wir weit entfernt von abgesichert. Wir hatten mit "Evita" ein paar Tausend Euro auf dem Konto erwirtschaftet und es hätte alles weg sein können. Man muss Timo aber zugutehalten, dass er sich sehr lange und sehr intensiv mit dem anderen Timo auseinandergesetzt hat und sehr lange verhandelte, bis eine Lösung für beide Seiten akzeptabel war. Im Nachgang war es die richtige Entscheidung, denn durch Timo Kremerius sind wir einen enormen Schritt nach vorne gegangen.

Timo White:
War aber auch mit Stress verbunden, weil der Termin für das Casting zu "Jesus Christ Superstar" eine Woche nach "Evita" in Erkrath war und wir eigentlich auch keine Sommerpause hatten, da wir alles organisieren mussten. Das heißt – Vereinsgründung, Projektplanung, Probenphase und dann direkt in das nächste Projekt...

CAG NEWS:
Ohne Stress wäre es Dir aber auch langweilig.

Timo White:
So die Legende...


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