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Sommerinterview - Fortsetzung 1

Sommerinterview - Fortsetzung 1

Veröffentlicht
02. Oktober 2018

Verfasst von
Creative Arts Group

Tags
Jesus Christ Superstar | CAG Musicals | News 2018

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2010 - Vereinsgründung

In unserer letzten Ausgabe befragten wir den Vorstand zu den Anfängen der CAG bis hin zur Entscheidung, die Musicalgruppe als eingetragenen Verein selbstständig zu machen.

Heute möchten wir uns dieser turbulenten Zeit der e.V.-Gründung widmen. Für das heutige Interview freut es uns besonders, dass wir die sieben Gründungsmitglieder von damals erstmals wieder zusammen zu haben.

Abb. links: Plakat Jesus Christ Superstar - Die Show die niemals stattfand

CAG NEWS:
Wie kommt man dazu, einen Verein zu gründen?

Timo White:
Indem man ziemlich unwissend eine Idee mit aller Macht umsetzen will.

Jörg Legens:
Es war für Timo ein Entweder-oder. Die CAG weiterhin bei Christ Church zu belassen, hätte die Gruppe auseinanderbrechen lassen, da man sich nach "Joseph" auf kein Musical einigen konnte und die Teams wegbrachen. Die Zeit hat gegen uns gearbeitet. Timo hatte aber am Anfang wahnsinnig Angst, weil sich keiner von uns mit der Gründung eines Vereins überhaupt auskannte.

Sonia White:
Timo braucht hin und wieder einen Schubs nach vorne, um sich was zu trauen, und den haben wir gegeben. Es ging erst mal darum, den Verein auf Papier zu bekommen, und alles andere würde sich ja daraus ergeben.

Aurelle Pfeiffer:
Ganz ohne Zeitdruck waren wir allerdings nicht. Wir hatten zeitgleich die ersten Gespräche mit den Verlagshäusern für Andrew Lloyd Webbers "Evita" und die wollten natürlich endlich eine Unterschrift auf dem Vertrag haben...

Jens Meißner:
...die wir aber nicht geben konnten, weil wir rechtlich noch keinen "e.V."-Status hatten. Wir hätten zwar als "e.V. i.G." (in Gründung) unterschreiben können, aber das hätte wiederum Probleme mit den Versicherungen gegeben. Sagte man uns zumindest damals.

Timo White:
Das war ein ziemliches Geflecht aus Behördengängen und viel Schriftkram. Wir brauchten eine Satzung. Keiner von uns hat je eine Satzung selbst verfasst, also suchten wir das Internet nach Vorlagen ab.

Julia Katzer:
Weißt Du noch, wie überrascht ich über die erste Satzung war, die Du mir geschickt hattest? Ich dachte "wow!" und dann musstest Du eingestehen, dass sie nur kopiert wurde.

Ara Eden Lee:
Ui, ein Plagiat. (lacht)

Timo White:
Ich war jung und hatte keine Ahnung. Nein, ganz so extrem war es nicht. Natürlich macht man sich schlau und ich habe lange im Internet nach Satzungen gesucht, die über den Daumen auf uns passten, und habe da, wo nötig, auch Sachen abgeändert. Glaubt mir, es gibt kaum etwas, das langweiliger ist. Vielleicht Briefmarken aufkleben...?

Aurelle Pfeiffer:
Der Satzung mussten die Gründungsmitglieder ja zustimmen. Nachdem diese fertig war und wir eigentlich alle Unterlagen zusammen hatten, mussten wir formell eine Gründungsversammlung halten.

Timo White:
Café Kwadrat in D-Derendorf. Ich habe erst später erfahren, dass ein Freund von uns der Besitzer ist.

Jens Meißner:
Timo hatte vorher einen Tisch reserviert und war recht nervös bei der Sache.

Timo White:
Wieso war ich nervös?

Jörg Legens:
Du warst sehr nervös, mein Lieber. Die Anspannung konnte man Dir ansehen.

Ara Eden Lee:
Wir waren alle aufgeregt. Wir kannten ja den gewaltigen Sprung von "Greater Than Gold" zu "Joseph" und hatten einfach ein gutes Gefühl bei der Sache, dass hier was tolles Neues entstehen würde. Da wir wussten, was das für Timo bedeutet, war es für uns Ehrensache, ihn als Freunde und Familie dabei zu unterstützen.

Julia Katzer:
So etwas wie CAG gab es in Düsseldorf oder Umgebung nicht. Klar gibt es viele Musicalgruppen und auch Musik- und Theatervereine, aber nicht das, was wir vorhatten.

CAG NEWS:
Dazu würden wir gerne später noch mal kommen. Aber wie war es dann, als alle zusammen waren und es dann um den "Papierkram" ging?

Timo White:
Naja, es gibt ja gesetzlich vorgeschriebene Abläufe, wie man einen Verein gründet, und an die haben wir uns streng gehalten. Wir wollten keinen Formfehler begehen und hatten den Ablauf ausgedruckt auf dem Tisch liegen. Wir haben ein Thema nach dem anderen abgehakt.

Julia Katzer:
Einer der wichtigen Punkte war ja, dass wir uns auf eine Satzung einigen. Timo hatte diese ja schon vorbereitet, aber es war halt gut, dass wir Paragraph für Paragraph durchgegangen sind. Mir war es zum Beispiel wichtig, dass wir einen christlichen Bezug in unsere Satzung einpflegen.

Sonia White:
Da waren zunächst nicht alle mit einverstanden. Wichtig war, dass wir uns nicht als Kirchenverein aufstellten, denn genau das war ja der Grund, weshalb wir uns unabhängig machen wollten. Uns jetzt als christlichen Verein zu identifizieren, wäre bei den Beweggründen unlogisch.

Julia Katzer:
Richtig. Timo war damit auch nicht einverstanden. Er wollte einen Verein für alle haben. Wir haben uns dann schnell geeinigt, dass wir uns klar als überkonfessionell erklären, wohl aber christliche Werte verankern. Damit war jeder einverstanden.

Timo White:
Bis auf das Finanzamt. (lacht)

Jörg Legens:
Richtig. Nachdem die Satzung beschlossen wurde, musste das Finanzamt wegen der Anerkennung der Gemeinnützigkeit zustimmen. Es ging denen aber nicht um die christliche Werte, sondern um andere Punkte.

CAG NEWS:
Was bedeutet das im Klartext? Man hört immer davon.

Timo White:
Wir verfolgen ja keine wirtschaftlichen Zwecke und lassen uns jährlich einen Freistellungsbescheid für Körperschafts- und Gewerbesteuer vom Finanzamt ausstellen.

Jörg Legens:
Das Finanzamt prüft, ob die Einnahmen mehrheitlich dem Vereinszweck dienen und ob die Satzung korrekt den Voraussetzungen einer Gemeinnützigkeit entspricht. Der erste Schritt war es aber, die Satzung genehmigen zu lassen, bevor wir damit zum Notar zur Eintragung beim Amtsgericht gehen konnten.

Aurelle Pfeiffer:
Wir hatten den Kontakt zu mehreren Notaren aufgenommen, aber man konnte uns keine zeitnahen Termine gebe. Deswegen sind wir dann zu einem Notar nach Wülfrath gefahren.

Timo White:
Ich musste erst mal gucken, wo das ist! Aber vorher hatten wir doch noch ziemliche Probleme, die Satzung beim Finanzamt durchzubekommen.

Jens Meißner:
Das Problem war, dass wir nicht ohne Zustimmung der Mitgliederversammlung die Satzung ändern konnten. Das heißt, es gab zu dem Zeitpunkt ja nur die Gründer. Man kann, laut Gesetzgeber, auch nicht einfach morgen eine Mitgliederversammlung halten, sondern muss eine Frist einhalten. Wir haben uns hier auf zwei Wochen geeinigt und das in der Satzung festgelegt.

Timo White:
Das Finanzamt hat uns da schon sehr gute Hilfestellung gegeben, aber sie durften uns natürlich nicht sagen, was wir in die Satzung schreiben müssen, damit sie uns die Gemeinnützigkeit zugestehen.

Julia Katzer:
Ich glaube, wir mussten die Satzung vier- oder sogar fünfmal nachbessern.

Aurelle Pfeiffer:
Das war so. Man ist dann irgendwann auf uns zugegangen und hat gesagt, was falsch war, aber die Formulierung hat man uns überlassen. Da wir aber alle keine Juristen waren, haben wir erst mal selber gewurschtelt, bis ich dann genug hatte und die Satzung meinem Bruder nach Hamburg schickte. Er ist Jurist. Aber auch danach bekamen wir sie nicht sofort durch.

Timo White:
Es waren Kleinigkeiten. Viel schwieriger war es aber, dass wir uns jedes Mal als Versammlung hätten treffen müssen, um eine Änderung zu beschließen. Das wären bei jeder Änderung mit Einhaltung der Frist jedes Mal mindestens zwei Wochen, die wir verloren hätten. Wir hatten aber für September das Casting für "Evita" angesetzt. Wir hatten bis dato aber keine Rechtsform, hatten keinen Vertrag unterschrieben und waren nicht versichert. Uns lief die Zeit davon. Es war schon Juni.

Ara Eden Lee:
Zumal wir ja bereits im Radio Werbung für das Casting gemacht haben.

Aurelle Pfeiffer:
Da war doch noch Dein legendäres Interview bei BFBS.

Ara Eden Lee:
Ich rief da einfach an, erklärte kurz, was wir wollten, und bekam eine Uhrzeit, zu der der Sender mich zurückrufen würde. Wir machten dann kurz ein Telefoninterview, was dann mit Musik von Madonnas Evita untermalt wurde. Ich habe mich schon echt gut angehört. (lacht)

Timo White:
Ja, ich erinnere mich an Deine Antwort auf die Frage, warum Du nicht auf der Bühne bist: "Zu viel Talent, zu wenig Zeit!" Na, es sollte ja auch locker wirken und Du hast da einfach ein tolles Interview gegeben, was am Ende des Tages die CAG extrem weit nach vorne katapultiert hat, denn durch den britischen Armeesender BFBS wurde eine Theatergruppe im JHQ-Mönchengladbach auf uns aufmerksam.

CAG NEWS:
Lasst uns trotzdem noch mal auf die eigentliche Gründung zurückgehen. Irgendwann hattet Ihr dann die richtige Satzung, der erste Vorstand wurde gewählt und alle benötigten Stempel waren vorhanden. Was passierte dann?

Timo White:
Ganz so einfach war es nicht. Es dauerte in der Tat bis zum 30.12.2010 bis wir das finale OK bekamen und als gegründet galten. Das war wirklich im letzten Moment, denn in der Folgewoche begannen die ersten Proben.

Aurelle Pfeiffer:
Wir hatten da noch einen kleinen Unterschriftenmarathon. Ich war zu dem Zeitpunkt im Urlaub, hatte aber mit Timo alles vorbereitet. Wir haben auf das OK gewartet und konnten dann alles per Post wegschicken. Wenn ich daran zurückdenke – es war volles Risiko. Der Verein hatte kein Geld und bisher auch keine Reputation. Man kannte uns nicht und wir existierten bis dato nur als "e.V. i.G.".

Jens Meißner:
So ein Musical kostet ja auch Geld. Wir haben damals noch mit sehr kleinen Brötchen backen müssen, um überhaupt etwas Geld in die Kasse zu spülen. Das, was CAG heute macht, sind ja Dimensionen, an die wir damals gar nicht dachten.

Timo White:
Wir bekamen von Christ Church ein kleines, zinsloses Darlehen von EUR 1.500 und die Erlaubnis, die Räumlichkeiten zu nutzen. Das war extrem großzügig und hat uns sehr geholfen. Das Geld reichte aber nicht aus, um den Verlag zu bezahlen und die ersten Anschaffungen. Wir brauchten ja auch ein Grundgerüst an Technik. Aurelle und ich einigten uns, als Vorstand dem Verein Startkapital zu leihen. Also unser privates Geld. Anders ging es nicht. Die Banken hätten ja auch nicht mitgespielt.

CAG NEWS:
Wie viel war das?

Timo White:
Möchte ich ungerne sagen. Es hätte aber schon weh getan, wenn wir es nie wiedergesehen hätten. Das erste Musical klappte gut und wir bekamen unser Geld kurze Zeit danach wieder. Schlimmer war es aber, unter Zeitdruck ein Team aufzubauen.

CAG NEWS:
Ihr hattet doch das Team von "Joseph"?

Timo White:
Schön wär's gewesen. Einige waren natürlich noch da und sind sogar bis heute im Verein verankert. Der Großteil war aber weg und damit das Know-how und auch das Netzwerk. Es war über ein Jahr vergangen, seitdem wir mit "Joseph" unseren Erfolg hatten, und die Phase des Wartens nutzen die Teilnehmer, um sich woanders umzuschauen. Es sind aber auch viele in dem Zeitraum weggezogen. Das ist für mich bis heute ein absolutes Trauma.

Im nächsten Beitrag könnt Ihr über das erste Musicalprojekt "Evita" lesen und die Probleme und Hürden, denen man dabei als neuer Verein begegnet ist.


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